Die Taliban waren aber nicht die ersten, die sich über die Kultstätte
hermachten –der Bildersturm setzte den Buddhas schon im 17. Jahrhundert
zu: Damals beraubt man die Statuen ihres Schmuckes und das Blattgold
wurde abgetragen. Man darf mutmaßen, dass hier religiöse Motive durch
ökonomische Begehrlichkeiten befeuert wurden. Trotzdem die Statuen schon
stark beschädigt waren, fungierte die Stätte bis zur Sowjet-Besatzung (1979)
als Touristenattraktion. Während der folgenden Kriege war das Plateau
oberhalb der bis zu 100 Meter hohen Felswand mit den Statuen ein immer
wieder umkämpfter strategisch wichtiger Ort, von dem aus das südlich
gelegene Tal kontrolliert werden konnte. So befanden sich dort nacheinander
Stellungen der sowjetischen Truppen, der Mudschahedin und schließlich der
Taliban. Im Krieg selbst wurden die Höhlen als Munitionsarsenal genutzt
denn die Sowjets und die - von den Amerikanern ausgerüsteten - Taliban
lieferten sich hier harte Gefechte.
Die endgültigen Zerstörungen begannen im Sept. 1998, als der bis dahin
noch vorhandene Teil des Kopfes des kleineren Buddha den Taliban zum
Opfer fiel. Am 12. März 2001, also nur Monate vor den Terroranschlägen
(9/11) in den USA, sprengten Taliban-Milizen auf Anordnung von Mullah
Mohammed Omar die große Statue nachdem sie Artilleriebeschuss
widerstand. Daneben verwüsteten und geplünderten sie auch das
Nationalmuseum in Kabul mit Ausstellungsstücken aus der buddhistischen
geprägten Zeit des Landes.