Die Mörderin selbst ist auf dem Bild nicht zu sehen, nur die Stichwunde und das
Küchenmesser deuten auf ihre Anwesenheit hin. David selbst verewigte sich auf dem
Holzblock mit der Inschrift : À Marat David.
Das alles ist leicht nachvollziehbar, auch wenn die Darstellung des Citoyen Marat als
heroischer Martyr nicht geschichtskonform ist. Darüber hinaus birgt das Gemälde aber
einige Rätsel. Zuerst einmal: sitzt Marat tatsächlich in einer Badewanne? Falls dem so
ist, warum hielt er sich bei seiner Ermordung ausgerechnet darin auf, noch dazu
ausgestattet mit Papier und Schreibzeug? Die bis vor kurzen gängige Hypothese war: er
litt an einer tückischen Hautkrankheit mit schrecklichem Juckreiz, und suchte im
Wasser Linderung. Beweise dafür gab es aber nicht. Erst 2019 schafften
wissenschaftliche Analysen Gewissheit.
Das ging so: die Ermordung Marats hinterliess eine kleine Blutspur –und zwar auf einer
Ausgabe seiner Zeitschrift "L’Ami du Peuple". Nach Aussage seiner Schwester Albertine
wurde die Zeitung auf der Holzkiste vorgefunden, vom Maler aber offenbar durch den
dramaturgisch interessanteren blutigen Brief in der Hand Marats ersetzt. Das Exemplar
wurde von Albertine in Verwahrung genommen, und landete 1906 in der Bibliothèque
nationale de France. Und jetzt das Unglaubliche. Aus diesem Blutfleck konnten winzige
Spuren von Marats DNA isoliert und sequenziert werden. Das Resultat: Marat litt
höchstwahrscheinlich an seborrhoischer Dermatitis, die vom Pilz malassezia restricta
verursacht wird. Daher ist es nicht verwunderlich, dass er in der Badewanne Linderung
suchte und dort mit Papier und Schreibzeug arbeitete. Fascicule “Ami du Peuple” BnF