Das Wirken von Calvin in Genf hatte nicht nur positive Auswirkungen auf die Stadt, sondern
auch negative, wie etwa die Errichtung eines Gottesstaates und die Hinrichtung unliebsamer
Zeitgenossen, darunter des Predigers Michael Servet wegen angeblicher "Irrlehren", sowie
auf künstlerischem Gebiet. In der Kathedrale St Pierre wurden Lettner und Chorschranken
beseitigt, die Orgelpfeifen wurden eingeschmolzen, da die im reformierten Gottesdienst
gesungenen Psalmen keiner Orgelbegleitung bedurften, und Altäre, Statuen und Bilder
wurden zerstört, denn bildliche Darstellungen von Personen waren gemäß Calvins Doktrin
nicht geduldet. Dem fiel auch ein Gemälde von Konrad Witz zum Opfer, das dieser 1444 für
den Petrusaltar in der Genfer Kathedrale anfertigte. Nur zwei der vier Tafeln überlebten.
Ähnliche Auswüchse fanden auch im Ausland statt, etwa in Gent, wo es im Namen Calvins zu
regelrechten Bilderstürmen kam, denen 1435 z.B. Jan van Eycks wunderbarer Altar in der
Domkirche Sankt Bavo fast zum Opfer fiel.
Von diesen Ereignissen ist auf der Gendenkmauer naturgemäß keine Rede. Letztere soll uns
aber daran erinnern dass die Reformation nicht nur für das politische und religiöse Leben,
sondern auch für das Kunstleben Europas einen entscheidenden Einschnitt bedeutete.
Von der Reformation handelt auch mein Bild “Der rote Kardinal” aus dem Nachlass Petzl.
Trotz eingehender Recherchen meinerseits sind das Entstehungsjahr und der Autor noch
immer ungewiss. Einzige Sicherheit: es zeigt den Kindkönig Edward VI der den
Protestantismus in England einführte. Sein Lehrer John Knox (auf dem Bild der Reformatoren
ganz rechts) musste unter der “Bloody Mary” flüchten. Als ich das Bild von meiner
Großmutter bekam, war sogar das unbekannt. Ich werde noch darauf zurückkommen.
Die Köpfe der vier Prediger sind übrigens auch ein beliebtes Ziel von Protestaktionen ...
Witz Fischzug
Protestaktion 2025
Roter Kardinal
van Eyck