Roter Kardinal 1971
1971
Das Gemälde “Roter Kardinal” erhielt ich nach dem Tod meiner Großmutter Kuni (März 1971). Es stammt
aus dem Nachlass von Ferdinand Petzl und hatte mich als Kind im Haus “Wallner” in Eggenburg stark
beeindruckt*). Besonders berührten mich die düsteren Mienen der dargestellten Personen, die den
Ernst einer mir unbekannten Situation widerspiegelten. Trotz eingehender Detektiv-Arbeit meinerseits
fand ich zunächst keine Erklärung für die dargestellte Szene und die dargestellten Personen.
Das hat sich mittlerweile geändert. Das Bild zeigt höchstwahrscheinlich den Kindkönig Edward VI (im Bild
rechts) der dem Protestantismus in England blutig zum Durchbruch verhalf. Unbekannt sind noch die
anderen Personen, insbesondere die zentrale Figur in Rot. Es könnte sich um Thomas Cranmer handeln,
Erzbischof von Canterbury. Störendes Detail: nur Kardinäle tragen rotes Gewand (Mozetta, Talar und
Birett), Erzbischöfe nicht. Kardinal Reginald Pole fällt aus, da er zu dieser Zeit im Ausland war.
Hat der Erschaffer dieses Gemäldes der hübschen roten Farbe wegen geschludert? Das Bild könnte von
Joseph Petzl sein. Der hatte es nicht so mit der Geistlichkeit.
Es wäre nicht das erste mal dass historische Wahrheiten künstlerischer Ästhetik zum Opfer fallen.
*) Meine Großmutter Kuni verließ Frankreich (1919) nach Ende des ersten Weltkriegs als Witwe und zog mit ihrem 7-jährigen Sohn
Marcel ins Haus ihrer Schwester Betty und ihres Schwagers Alfred Wallner (Krahuletzplatz 3). Das Haus wurde von den kinderlosen
Vogtmans in München (sie war eine Petzl, Cousine von Meta, und starb 1929 in Kempten) angeblich nur Betty (heiratet 1905 den Arzt
Wallner) vermacht, da Kuni einen Franzosen geheiratet hatte (1911). Kuni sei enterbt worden, behauptete meine Mutter. Das kann
nicht stimmen. Kuni war Mitbesitzerin dieses Hauses (cf Korreapondenz meiner Eltern, von der alle 3 Söhne Abschriften erhalten
haben). Nach Bettys Tod (1943) bewohnte sie mit ihrem Sohn Marcel das Obergeschoß. Ich hielt mich dort in den 1960er Jahren oft
auf und kannte noch den halbtauben “Onki” Wallner, der angeblich sein Kind bei der Geburt ermordete, was auch nicht stimmt. Vaters
spätere Wohnung am Wasserburgring kannte ich nicht.
Haus “Wallner”