Mezquita Cordoba
Ein Opfer der Reconquista
Seit ihrem Baubeginn im 9 Jhdt. war sie die Hauptmoschee des
maurischen Spaniens. Die Umayyaden, die sich aus dem Sturz ihrer
Dynastie in Syrien in den äußersten Westen ihres Reiches hatten
retten können, wollten mit ihrer Mezquita den Untertanen eine
Ahnung von der Pracht von Damaskus vermitteln. So entstand in
Cordoba auf 23.000 m2 eines der größten Gotteshäuser der
muslimischen Welt. Der berühmte Betsaal wurde durch
Hufeisenbögen in 19 etwa gleich hohe Schiffe mit bis zu 36 Jochen
aufgeteilt, und durch die Emire und Kalifen von Córdoba in
mehreren Bauabschnitten immer wieder erweitert.
Dies änderte sich schlagartig 1236 mit der Wiedererrichtung der
christlichen Herrschaft in Córdoba durch Ferdinand III. von Kastilien.
Seither ist die katholische Kirche die Herrin der Mezquita. Die
Moschee wurde zur Kirche geweiht und das Minarett mit einem
Kreuz versehen. Unter den folgenden Herrschern wurden zahlreiche
Einbauten getätigt, vor allem ab 1523, als eine gewaltige gotische
Kathedrale eingebaut wurde.
Karl V. (Carlos I)
Verantwortlich dafür zeichnete Bischof Alonso Manrique der gegen
den energischen Widerstand des Stadtrates von Córdoba, aber mit
Billigung des jungen Habsburger Kaisers Karl V (Carlos I König von
Spanien) das Projekt verwirklichte. Dazu wurden im mittleren Teil der
Moschee Säulen entfernt, und das Minarett in einen Glockenturm
geändert. Erst drei Jahre später (1526) haderte Karl V mit dem Resultat
Ich wusste nicht, um was es sich hier handelte, soll der Herrscher
gesagt haben „Denn wenn ich es gewusst hätte, hätte ich nicht erlaubt,
dass man Hand an das alte Gebäude legt. Ihr habt etwas erbaut, was
es andernorts schon gibt, und dafür habt ihr etwas zerstört, was
einmalig in der Welt war.“ Weise Worte eines 26-Jährigen, aber hätte
er sich nur mehr darum gekümmert, möchte man man meinen.
Nur so nebenbei: Am Ende der Reconquista 1492 wurden nach der
vollständigen Eroberung des letzten muslimischen Herrschaftsbereichs
auf der iberischen Halbinsel (Emirat von Granada), und dem darauf
folgenden Alhambra-Edikt von Isabella I. von Kastilien und Ferdinand
II. von Aragón (der katholische) Juden und Moslems vertrieben, womit
der wirtschaftliche und künstlerische Aderlass des verbleibenden Teils
des Kalifats von Córdoba endgültig besiegelt wurde. Bis dahin war Al-
Andalus ein reiches, blühendes Land, Kunst und Wissenschaft waren
weltberühmt, und das Handwerk blühte. Das erinnert irgendwie an
spätere Vertreibungen, etwa jene des 20. Jhdts., aber niemand lernt
gerne aus der Geschichte.
Bezeichnenderweise sprach sich auch noch in jüngsten Zeiten
(2006) der Bischof von Córdoba gegen die Öffnung der
Kathedralmoschee in ein interreligiöses Gotteshaus aus.
Begründung: die Moschee des 9 Jhdts. wurde über den
Fundamenten einer westgotischen Kathedrale erbaut. Daher sei
eine auch partielle Rückwandlung der Kathedrale in eine
Moschee abzulehnen.
Manche lernen es nie.
Umwidmungen religiöser Bauten gab es schon früher, etwa die
Pyramide von Cholula, und auch später, etwa die Hagia Sophia in
Istanbul: Byzantinische Reichskirche (5371054), Orthodox (1054
1204), Katholisch (12041261), Orthodox (12611453), Islam
(14531931), Museum (seit 1931). Heute (2021) denkt der
türkische Machthaber wieder an ihre Rückwandlung in eine
Moschee.
Solange dabei keine Kunstwerke vernichtet werden, ist nichts
dagegen einzuwenden.
Cholula
Hagia Sophia