Paul Klee - Zwei Männer, einander in höherer Stellung vermutend,
begegnen sich
Unterwürfigkeit auf höchstem Niveau
Es ist nicht leicht die Verlogenheit gesellschaftlicher Rituale künstlerisch
darzustellen. Was den Hang zur Unterwürfigkeit betrifft, ist es Paul Klee in
seiner herrlich ironischen Radierung gelungen. Da stehen sich zwei
Potentaten in tiefer Verbeugung gegenüber, beide nackt und ohne Orden,
also nicht eruierbar, wer im Rang höher ist. Klee sagt es nicht, aber an den
Bärten ist leicht erkennbar dass es sich um die beiden Kaiserlichen Hoheiten
Wilhelm II. (links) und Franz Josef I. (rechts) handelt. Wir schreiben das Jahr
1903, also die Zeit wo sich die beiden Kaiser aus Anlass verschiedenster
Ereignisse - und im Rahmen ihres Wettstreites um die Vorherrschaft in
Europa –öfters besuchten. Anderer Wettstreit: wer von ihnen verneigt sich
nun tiefer, der jüngere Hohenzoller oder der ältere Habsburger?
Wie auch immer, das Werk ist eine Reise ins Paul Klee Zentrum in Bern wert,
besonders für Hipster mit Backenbart- und gezwirbelter Schnauzbart-
Nostalgie. Beim unheilvollen Stummelbart eines späteren Gefreiten fiel Klee
nichts mehr ein. Von Kunst verstand keiner von beiden was.
Wilhelm II Franz Joseph I