Besonders interessant ist Picassos Version vom 17. September 1957. Unter
den Akteuren sind nur das rechte Mädchen, der Mann im Türrahmen und
der Hund erkennbar. Etwa dort wo im Original Rubens’ «Pallas und
Arachne» hängt, sieht man jetzt ein umrahmtes, gekritzeltes, achtarmiges
Kreuz. Velázquez selbst fehlt. Warum wohl ?
Die Antwort darauf liegt möglicherweise in Rubens’ Gemälde selbst. Darin
wird der Moment festgehalten, in dem Arachne von Pallas verzaubert wird.
Velázquez hatte sich interessanterweise in seinen «Meninas» direkt unter
dieses Bild plaziert, auf der Brust ein Kreuz, wie es die Kreuzspinne auf dem
Rücken trägt, so als wäre er gerade dabei, sich selbst in eine Spinne zu
verwandeln (siehe Ovids Metamorphosen) ?
War es das, was Picasso buchstäblich weiterspinnen wollte? Wenn ja,
welche Symbolik verfogte er dabei ? Glaubte er der einzige zu sein der
wusste, wie Velázquez’ «Meninas» zu verstehen sind ?
Schade dass er es uns nicht gesagt hat. Er betrachtete jedenfalls seine Serie
als Ganzes und vermachte sie 1968 dem Picasso Museum in Barcelona zum
Gedenken an seinen persönlichen Sekretärs Jaime Sabartés der im selben
Jahr verstarb. Er kannte vermutlich Picassos Intentionen. Hat er sie
irgendwo niedergeschrieben ?
“Lumpi”