Pablo Picasso - Les Menines
45 Neuinterpretationen von Vélasquez’ Gemälde
Wenn ihm ein Thema gefiel, legte sich Pablo Picasso mächtig ins Zeug. Bei der
Reinterpretation der "Les femmes d'Alger" von Eugène Delacroix brachte er es in den
Jahren 1954/1955 auf 15 gemalte Versionen und zahlreiche Zeichnungen. Bei Manets
"Le déjeuner sur l'herbe" waren es im Zeitraum 1959-1961 schon 27 Interpretationen.
Bei Diego Vélasquez' "Les Ménines" war er nicht mehr aufzuhalten. Innerhalb von 6
Monaten brachte er es im Jahre 1957 auf nicht weniger als 45 Interpretationen, davon
die meisten im kubistischen Stil, und manche als Parodie gedacht. In einigen Versionen
interpretiert er nur einen Ausschnitt des Gemäldes, in anderen variiert er das ganze
Gemälde. In den meisten Bildern rückte Picasso den Maler in den Mittelpunkt,
manchmal aber auch nur die Infantin. Manchmal veränderte er sogar den Inhalt jener
Bilder die bei Velázquez im Hintergrund zu sehen sind, und dann experimentierte er
wiederum mit der Farbgebung. Dazu 2 Beispiele:
Die zeitlich erste « Neuinterpretation » war praktisch monochrom und in Stahl-blau-
grau gehalten. Der Maler links erscheint wie ein Totem mit Schnurrbart. Auch die
anderen Akteure sind mehr oder weniger erkennbar.
Velasquez
Besonders interessant ist Picassos Version vom 17. September 1957. Unter
den Akteuren sind nur das rechte Mädchen, der Mann im Türrahmen und
der Hund erkennbar. Etwa dort wo im Original Rubens’ «Pallas und
Arachne» hängt, sieht man jetzt ein umrahmtes, gekritzeltes, achtarmiges
Kreuz. Velázquez selbst fehlt. Warum wohl ?
Die Antwort darauf liegt möglicherweise in RubensGemälde selbst. Darin
wird der Moment festgehalten, in dem Arachne von Pallas verzaubert wird.
Velázquez hatte sich interessanterweise in seinen «Meninas» direkt unter
dieses Bild plaziert, auf der Brust ein Kreuz, wie es die Kreuzspinne auf dem
Rücken trägt, so als wäre er gerade dabei, sich selbst in eine Spinne zu
verwandeln (siehe Ovids Metamorphosen) ?
War es das, was Picasso buchstäblich weiterspinnen wollte? Wenn ja,
welche Symbolik verfogte er dabei ? Glaubte er der einzige zu sein der
wusste, wie Velázquez’ «Meninas» zu verstehen sind ?
Schade dass er es uns nicht gesagt hat. Er betrachtete jedenfalls seine Serie
als Ganzes und vermachte sie 1968 dem Picasso Museum in Barcelona zum
Gedenken an seinen persönlichen Sekretärs Jaime Sabartés der im selben
Jahr verstarb. Er kannte vermutlich Picassos Intentionen. Hat er sie
irgendwo niedergeschrieben ?
“Lumpi