Die reisefreudigen Pferde des Markusdoms
Pferdelegenden
Legenden um die Pferde des Markusdoms ranken sich schon seit dem Altertum. Wann
und wo wurden sie gegossen? Im vierten vorchristlichen Jhdt. in Rhodos oder in Chios?
Oder im vierten nachchristlichen Jhdt. in Rom? Ein Indiz r die erste Hypothese
lieferte eine Restauration im 20 Jhdt. bei der man eingeschmolzene Erd-Fragmente aus
Griechenland?? fand. Autor könnte der grosse Lysipp (Lysippe de Sicyone) sein, der
Alexander den Grossen portraitierte. Für Rom hingegen spricht der Stil der Pferdeköpfe
und das verwendete Metall. Eine dritte Version zur Herkunft der Pferde kursierte lange
als Legende (Wiki), Kaiser Friedrich I. (HRR, “Barbarossa”) habe in einem Konflikt mit
dem Papst Venedig belagern lassen und geschworen, er werde von seinem Plan nicht
ablassen, bis er den Markusdom in einen Pferdestall verwandelt hätte. Nach dem
Scheitern der Belagerung seien entweder von ihm selbst oder von den siegreichen
Venezianern die Pferde auf der Kirche aufgestellt worden, um seinen Eid wenigstens
symbolisch zu erfüllen. Sicher ist heute nur, dass die Pferde von Kaiser Konstantin I.
(dem Grossen) im Hyppodrom der oströmischen Hauptstadt Konstantinopel aufgestellt
wurden.
Dann begann das grosse Reisen der Pferde, angefacht durch die Machtgelüste und
Sammlerleidenschaft der Mächtigen. Konstantin I.Napoleon
1204 bringen Kreuzfahrer (4. Kreuzzug) die Pferde nach der Plünderung
Konstantinopels nach Venedig. Dies geschah auf Wunsch des Dogen Enrico
Dandolo mittels Galeeren, die sich für den Transport aber als ungeeignet
herausstellten. Also wurden die je 900 kg schweren und 2.33 Meter hohen Pferde
geköpft und in Venedig wieder zusamengeflickt, aber erst 50 Jahre später (1254)
auf die Fassade des Markusdoms gehievt. Dort waren sie weniger religiöses
sondern machtpolitisches Symbol. Über die Mythen der Pferde in Dan Browns
Thriller "Inferno, und deren Bedeutung als Quadriga Domini” sei der Mantel des
Schweigens gebreitet.
1797 plünderte Napoleon Venedig und schaffte die Quadriga nach Paris. Dazu
brauchte es 3 Monate, denn der Flussweg von Arles nach Paris über die Rhône,
Saône, den Canal du Centre, die Loire, und die Kanäle von Briare und Loing war
beschwerlich. In Paris schmückten die Pferde den kleinen Arc de Triomphe (du
Caroussel), den Grossen gab es noch nicht. Napoleon war überhaupt ein
Pferdeliebhaber, denn kurze Zeit später (1806) nahm er von seinem Triumphzug in
Berlin auch Schadows Quadriga vom Brandenburger Tor mit. Beides klassische
Fälle von Beutekunst. Aber nicht für lange.
1815 Nach Waterloo und dem Sturz Napoleons ging die Reise der Pferde auf
Initiative von Österreich und England wieder nach Venedig zurück. Das Original in
Paris wurde durch eine Kopie ersetzt, und diesem zwei Siegesgöttinnen zur Seite
gestellt. Die Pferde von Berlin waren schon nach der für Napoleon verheerenden
Völkerschlacht bei Leipzig zurückgekehrt.
Meynier: Napoleon zieht am 27. Oktober 1806
an der Spitze seiner Truppen in Berlin ein
Der Arc de Triomphe du Carrousel mit
Blick entlang der axe historique nach
Westen auf sein bekannteres
Gegenstück und den Obelisken.
1915 wurden die Pferde während des ersten Weltkriegs vor dem Bombenhagel
über Venedig nach Rom in den Palazzo Venezia in Sicherheit gebracht.
1938 wanderten die Pferde in die Keller des Klosters Praglia und des
Herzogpalasts in die Nähe von Padua zum Schutz vor dem zweiten Weltkrieg.
Wahrlich weitgereiste Pferde! Eines der Friesen war seither sogar in New York
bei einer Ausstellung. Inzwischen wissen wir dass die Pferde nicht aus Bronze
sondern aus fast reinem Kupfer gegossen und mittels der Hg-Methode
vergoldet wurden. Da Kupfer aber nicht sehr resistent gegen Meeresluft ist,
verwitterten die Pferde. Daher wurden sie in den 1990er Jahren nach innen ins
Museo San Marco geschafft, und aussen durch Kopien ersetzt, aus Polyester,
wohlgemerkt! Merken die Touristen eh nicht.
Das war vorläufig die letzte Reise der Pferde… und möglicherweise die letzte
Legende.