1956
Markusplatz 1956
Wer kennt ihn nicht, den Markusplatz in Venedig? Das Gemälde von Rudolf von Alt zeigt wie es
dort 1860 aussah. Das dazugehörige Foto entstand 1956 während eines Zelturlaubs in Lignano,
von wo wir einen Sprung nach Venedig machten, und ich voll Stolz meine neue Agfa Kamera
ausführte. Welch Ungetüm im Vergleich zu den heutigen Handys.
Ich stehe von Tauben umflattert dort wo Claude Monet 1908 kurz vor dem Einsturz des
Campanile über den Rummel schimpfte, ungefähr in der Mitte zwischen dem historischen Caffé
Quadri*) wo sich die Revoluzzer von 1848 trafen (in Alts Gemälde li), und dem Gran Caffè Florian
(re), wo zeitgleich eine österr. Militärkapelle mit bis zu 60 Mann zur dubiosen Freude der
Venezianer aufspielte. Habsburger Adler gegen venezianischen Löwen, das war Brutalität**). Die
Uniformen unter den Arkaden der Procuratie Vecchie sind im Gemälde gut erkennbar.
Kurios, dass das Gemälde im Bestand des Heeresgeschichtlichen Museum (HGM) in Wien ist und
nicht in Italien. Venedig ächzte ja lange unter dem Doppeladler (siehe Geschichte), und Italien
zögerte nach dem ersten Weltkrieg nicht Gemälde aus Wien abzuziehen. Wie auch immer, Alts
Gemälde ist ein wertvoller Beitrag zum Verständnis geschichtlicher Zusammenhänge.
2018 kehrte ich wieder auf die Piazza zurück. Weniger Tauben, dafür mehr Touristen. Diesmal
knipste Brigitte ein Foto in Farbe.
Tempora mutantur...
*) Gehört jetzt dem Russischen Putin-Vasall und Konzert-Dirigenten Valery Gergiev
**) Nach den Napoleonischen Wirren regierten die Habsburger Venedig mit eisener Hand, siehe Geschichte
Monet 1908
Markusplatz 2018 Geschichte