Habsburger in Venedig
Als Venedig unter dem Joch des Doppeladlers ächzte
Es war der junge Napoleon Bonaparte, der den Habsburgern im Zuge der Koalitionskriege im
späten 18. Jahrhundert zur Regentschaft über Venedig verhalf. Napoleon drängte die
österreichische Armee aus Norditalien bis ins steirische Leoben zurück. Da seine eigene Armee
im Hinterland bedrängt wurde, musste er in den Vorfrieden von Leoben einwilligen, der den
Frieden von Campoformio ermöglichte. Dessen zentraler Inhalt: Der Kaiser in Wien musste zwar auf die
habsburgischen Niederlande verzichten, im Gegenzug erwarb er Venetien. Nach über tausendjähriger
Herrschaft der Dogen waren es nun die Habsburger, die über die Geschicke der Serenissima
entschieden.
Oktober 1797: Der Vertrag von Campoformio zwischen Napoleon und dem Habsburger Reich wird
geschlossen. Die Gebiete der Republik Venedig werden damit an das Erzherzogtum Österreich
abgetreten. Bevor die Franzosen den Österreichern den Vortritt lassen, plündern sie jedoch alles
Nützliche: Die bereits bewaffneten Schiffe werden nach Paris gebracht und die anderen versenkt;
Klöster, Kirchen und Paläste werden ihrer Kunstwerke beraubt (berühmt ist der Verlust von Veroneses
Nozze di Cana, heute im Louvre, und dann die Werke von Tiepolo, Bellini und Tintoretto); die
Münzanstalt wird geleert; der Schatz des Markusdoms wird verflüssigt, um die napoleonischen Soldaten
zu bezahlen; die Bronzepferde der Basilika nach Paris gebracht...
Somit wurden die nördlichen Teile Italiens im 19. Jahrhundert mehrere Jahrzehnte lang von den Habsburgern
regiert. Und das mit äußerst harter Hand. Die teils brutale und nach heutigen Maßstäben
menschenrechtswidrige Herrschaft der Österreicher über das 1815 errichtete Königreich Lombardo-Venetien,
das ungefähr den heutigen Provinzen Lombardei und Venetien entspricht, ist vielen nicht bekannt.
https://www.derstandard.at/story/3000000266267/als-venedig-unter-dem-joch-des-doppeladlers-aechzte
Vielen nicht bekannt ist auch dass der bejubelte Feldmarschall Radetzky (der mit dem Marsch von Johann
Strauss Vater beim Neujahrskonzert in Wien) im Juli 1849 Venedig endgültig zerstören wollte: mit
Brandbomben, die von unbemannten Ballons in die Stadt getragen werden sollten, und dass man im Italien des
19. Jahrhunderts den Chor der Juden aus Nabucco als heimliche Freiheitshymne pflegte.
Erst nach der Niederlage Österreichs gegen Preußen im Deutschen Krieg 1861 fiel Venedig an das neu
gegründete Königreich Italien.