Die tatsächliche Erschiessung sah jedoch ganz anders aus. Exekutiert
wurde Maximilian von einem mexikanischem Erschiessungskommando.
Manet opferte also die historische Wahrheit, um seiner Gesinnung als
Gegner Napoleons III. Ausdruck zu verleihen. Auch andere Bilddetails hat
er erfunden. Auf dem Gemälde erscheint Maximilian in der Mitte,
während er in Wirklichkeit rechts stand. Warum die Gewehrläufe in der
letzten Version des Gemäldes auf den Leidensgenossen Maximilians links
daneben zielen und die Hand des anderen Leidensgenossen schon vor
der Erschießung blutet, ist unverständlich.
Nicht verwunderlich dass sogar an der Erschießung selbst Zweifel
aufkamen. Maximilian schritt mit Gesichtsmaske zur Exekution, es waren
keine Zuschauer zugelassen, und sein Leichnam wurde erst sieben
Monate nach seinem Tod, fast unkenntlich, vom damaligen Vizeadmiral
Tegetthoff nach Triest überstellt. Handelte es sich vielleicht um eine von
Juarez tolerierte Schein-Exekution, und der möglicherweise unter einem
Pseudonym in San Salvador zurückgezogene Kaiser wurde 104 Jahre alt?
Das Maximilian posthum gewidmete Denkmal in Pula von Heinrich von
Ferstel steht heute als Columna Rostrata in den Giardini Pubblici von
Venedig. Umgewidmet zu Ehren der italienischen Marine, die von
“seiner”k.k. Kriegsmarine unter Tegetthoff bei Lissa besiegt wurde (siehe
Essay). Der Kreis um den tragisch gescheiterten Monarchen hat sich
geschlossen.