Francisco de Goya Die Erschiessung der Aufständischen
Künstlerische Dramaturgie
Krieg
Der auf dem grossformatigen Bild festgehaltene
Vorfall ereignete sich im Jahr 1808. Napoleon I. hatte
Spanien unterworfen, und Teile der spanischen
Bevölkerung versuchten, die von Frankreich
angeordnete Abreise von Francisco de Paula, Bruder
von König Fernando VII., mit Gewalt zu verhindern.
Die Situation eskalierte, es kam zu einem ungleichen
Kampf mit den französischen Truppen der annähernd
400 Opfer forderte. 45 Aufständische wurden in der
Nacht vom 2. auf den 3. Mai auf dem Hügel von
Principe Pio zusammengetrieben und kurzerhand
erschossen.
Diese Episode griff Goya in seinem Bild auf, allerdings
erst 1814. d.h. sechs Jahre nach dem Vorfall. Goyas
Bild ist also keine spontane Reaktion auf den Gräuel.
Man kann es ihm nicht verübeln, denn erst in diesem
Jahr endete die Herrschaft Napoleons über Spanien
mit der Rückkehr Fernando VII. auf Spaniens Thron.
Zum Bild selbst: es zeigt auf der rechten Seite acht
Infanteristen der französischen Armee. Sie sind dem
Betrachter seitlich abgewandt und bilden mit angelegtem
Gewehr, Soldatenmantel und hohen Filztschako auf dem
Kopf regelrecht eine Mauer. Auf der linken Seite sind die
Opfer, ein bunter, verzweifelter Haufen, der hilflos seiner
Erschießung harrt. Darunter ein Aufständischer mit
hellem Hemd und erhobenen Armen. Bemerkenswertes
Detail: seine Hände. Die Assoziation zu Jesus Christus am
Kreuz ist offensichtlich, seine Handinnenflächen tragen
Wundmale (bei seiner rechten Hand gut auszumachen).
Goya möchte offenbar zeigen dass hier Märtyrer
ermordet werden.
Das Motiv der Erschießung wurde u.a. auch von Manet in
seiner Exécution de Maximilian I de Habsburg Lothringen
in Mexico 1867 aufgegriffen. Bei ihm fließt sogar Blut aus
der Wunde einer Hand, und dies schon vor der
Erschießung. Die künstlerische Dramaturgie machte
inzwischen Fortschritte.
Manet Exécution Maximilian