Wien 1956
Poldi der Walfisch
Vom Wiener Prater über den Müll ins Museum
Wien 1956
1956
Im Vergnügungspark des Wiener Paters gab es bis 2013 eine Gaststätte des Namens Zum
Walfisch. Sie war leicht zu finden, denn über dem Eingang thronte eine rund 10 m lange und
1.4 Tonnen schwere Walfischskulptur.
Genau in diesem Gastgarten gab mir 1956 mein Großvater Uri zur Firmung meine erste Uhr*).
Ich war im dritten Jahr Liebenau, und die Skulptur war meine erste Erfahrung mit diesem
Zweig der bildenden Künste. Ich war beeindruckt, wenn auch a Wal ka Fisch is.
Der Walfisch war ein richtiger Hingucker. Aus Holz und Kupferblech gefertigt hatte er zwei
technische Highlights zu bieten: die Augen leuchteten in der Dunkelheit blau, und in
regelmäßigen Abständen blies er eine Wasserfontäne aus seinem Blasloch. Das Gasthaus
wurde 2013 dem Erdboden gleichgemacht und der Walfisch landete am Müll.
Patatra. 2024 kehrte er zurück wie Phönix aus der Asche. Ein Kunstmäzen rettete ihn und
vermachte ihn dem Wien Museum am Karlsplatz. Dort begann er als “Poldi” sein zweites
Leben.
Heute schwebt Poldi in der Museumshalle und ist eines der größten Objekte der Sammlung.
Nicht nur das, Poldi hat sich inzwischen zum Maskottchen des Wien Museums gemausert, wie
unser Besuch 2025 zeigte.
Kunst aus Müll ohne Marketing, Inkarnation von Nachhaltigkeit.
*) Das Foto zeigt den Moment der Übergabe. In Uris rechter Rocktasche versteckt: ein Junghans mit (heute verbotenem)
radioaktivem Leuchtziffernblatt
Wien 2025
Poldi
Geschichte