Der schiefe Esel
St Leonhard 1994
1994
Weihnachten feierten wir oft in St. Leonhard. Diesmal mit dem «Rest» der
ersten Ehe meines jüngsten Bruders. Vater spielte uns einige Weisen auf dem
Klavier, auf dem wie immer Geschenke lagen
Hinter Céline erkennt man einige Skizzen von Ferdinand Petzl, die unser Vater
sorgfältig mit Biedermeier Rahmen umgeben hatte. Eine davon sticht
besonders ins Auge: es ist der schiefe Esel, den wir schon von der Kachelwand
in der Küche kennen. Unser Vater hatte ihn offenbar als Modell für seine
Kachel genommen und ihn noch schiefer dargestellt als sein Vorfahre*).
Dazu noch eine Bemerkung. Unser Vater spielte nicht nur hervorragend
Klavier, sondern malte auch. Ähnlich wie die amerikanische Biologin Anne
Adams, die im Jahr unseres Besuchs in St Leonhard (1994) eine malerische
Umsetzung von Ravels Bolero schuf. Sie litt unter primärer progressiven
Aphasie (PPA), ganz im Gegensatz zu unserem Vater, der uns 10 Jahre später
gesund, aber unter anderen, nicht weniger tragischen, Umständen verließ**).
Die Proximität zwischen Malerei und Musik erschließt sich aus den Werken
vieler Künstler, darunter Paul Klee und Adolph Wölfi.
*) Vorahnung der schiefen Optik bei der Bildweitergabe nach dem Tod unserer Mutter?
**) Freitod 2004 aus Verzweiflung darüber, ohne zwingenden Grund von unserer Mutter ins Wiener
Franz-Joseph-Spital «abgeschoben» worden zu sein.
1994
Bolero
Kachel
Kachelwand
Zeichnung