Martin van Meytens - Knieende Nonne
skandinavische Freizügigkeit
Keuschheitskommission! Heda! Hierher! Hallo, Keuschheitskommission!
Zu Hülfe, die Sittlichkeit ist in Gefahr!!
Die doppelseitig bemalte Kupfertafel von Martin van Meytens hat
nämlich eine geistliche (brav!) und eine weltliche Seite (pfui!). Auf der
geistlichen kniet eine Gottesbraut im Gebet, auf der weltlichen zeigt sie
ihren prallen Hintern, beobachtet von einer nicht zweifelsfrei als
Schwester Oberin identifizierbaren Person durch eine vergitterte
Fensteröffnung im Hintergrund. Shocking. Vertraute der Materie werden
bemerken dass die Benediktinerin noch dazu falsche Strümpfe anhat.
Analogien zu solchen Verknüpfungen von Sinnlichem mit Sakralem
finden sich vermehrt am Ende des 19. Jhdts, nicht nur in der bildenden
Kunst sondern auch in der Literatur, etwa in Balzacs "La belle Impéria"
(1830er) die von Lovis Corinth frivol überhöht wurde. Bei diesen
Frauenhintern wäre auch P.P. Rubens vor Neid erblasst. Einen besonders
frivolen Hintern widmete Gustav Klimt (Goldfische 1901) seinen
Kritikern, allerdings nicht im religiösen Kontext. Schieles Kardinal und
Nonne (1912) hingegen behandelt die Doppelmoral der Kirche in Sachen
Sex völlig schonungslos.
Schiele Kardinal und Nonne
Klimt Goldfische
Corinth Imperia