Und dann der Liebhaber, der sich mit aufgesetztem Helm unter dem Tisch
versteckt und als Kriegsgott eine eher unglückliche Figur macht. Wie hat er sich so
rasch angezogen ? Oder war er gar nicht ausgezogen? Und schliesslich der kleine
Cupid (Amor) im Kinderbett, der die Augen halb geschlossen hat. Schützt er etwa
nur vor, zu schlafen ? Auch der Hund, Symbol der ehelichen Treue, wie wir aus van
Eycks Anolfini Portrait wissen, spielt eine ungewöhnliche Rolle in dem er den
versteckten Mars ganz ungeniert ankläfft. Nur die Venus in ihrem zerwühlten Bett
zeigt wenig Regung, wobei aber unklar ist, ob sie zur Beschwichtigung ihres
Mannes gerade dabei ist diesen zu verführen. Besonders interessant in dieser
Hinsicht ist das Spiegelbild des Letzteren im Schild des Mars. Im Gegensatz zur
Sicht von vorne, wo er sich mit nur einem Bein auf den Bettrand stützt (das
andere ist ja lahm), ist er in der Sicht von hinten bereits mit beiden Knien im Bett.
Zaperlott! Als ob Tintoretto zeigen wollte, was sich dort kurze Zeit später
abspielen wird...
Jedenfalls eine sehr originelle Art das Thema Ehebruch darzustellen. Dabei
verzichtete Tintoretto, im Gegensatz zur mythologischen Erzählung Homers, auf
die Darstellung der im Netz gefangenen Liebhaber und ihrer Zurschaustellung vor
den Göttern des Olymp, die bekanntlich in das sprichwörtliche homerische
Gelächter ausbrachen. Lovis Corinth zeigte bei seiner Darstellung derselben
Episode in seinem Gemälde "Das homerische Gelächter" (1909) weniger
Zurückhaltung.
Corinth Homerisches Gelächter