Germaine Richier - Le Christ d’Assy
Tätige Reue nach Kritik des Vatikans
Es begann 1935 mit dem Bau der neuen Kirche Église Notre-
Dame-de-Toute-Grâce auf dem Plateau d’Assy. Die Idee dazu
kam vom kunstsinnigen Kaplan des nahe gelegenen
Sanatoriums von Sancellemoz, Jean Devémy, in dem Marie Curie
im Jahr davor (1934) an den Folgen ihrer berufsbedingten
Bestrahlung mit radioaktiven Elementen (Radium) verstorben
war.
Die vorrangig mit lokalen Materialien wie Schiefer und Holz
erbaute Kirche war bei Beginn des zweiten Weltkriegs fertig, es
fehlte nur noch die Innenausstattung. Diese wurde nach dem
Krieg in Angriff genommen. Dazu wurden Künstler wie Braque,
Bonnard, Chagall, Lipchitz, Matisse, Rouault und Richier
eingeladen je ein Kunstwerk beizusteuern. Germaine Richier
übernahm 1949 den Auftrag und schuf ein Bronze Kruzifix. Ihr
Christus am Kreuz ist ohne Gesicht, ihm fehlen die Hände und
die Füße. Sein Leib, wurzelwerkartig, ist reduziert auf ein Skelett
aus dürren, stangenähnlichen Formen, deren Oberflächen rau
und zerklüftet wirken. Er wurde über dem Altar angebracht.