Chris Ofili - The Holy Virgin Mary
Politik, Kunst und Gotteslästerung, ein explosives Gemisch
Als das Werk 1999 im Brooklyn Museum präsentiert wurde, sorgte es für
einen Sturm der Entrüstung. Bürgermeister Rudolph Giuliani (strammer
Republikaner und späterer Verteidiger von Donald Trump) diffamierte es als
sick stuff” und meinte "you don't have a right to government subsidy for
desecrating somebody else’s religion” und kündigte an, dem Museum die
Fördergelder zu streichen. Er klagte auf Blasphemie und der Fall ging vor
Gericht. Dabei holte er sich aber kalte Füsse. Der Richter entschied dass der
Herr Bürgermeister nicht das Recht habe Massnahmen zu treffen, wie etwa
Gelder dem Museum zu streichen. Dieser Entscheid war nicht nur
verkaufsförderlich für den Künstler, sondern auch eine willkommene
Zurechtweisung des damaligen “offiziellen” Kunstverständnisses dieser
Millionenstadt.
Was war der Stein des Anstosses? Chris Ofili verarbeitete in seiner
Darstellung einer schwarzen Jungfrau Maria Schnipsel aus Pornozeitungen
und Elefantendung. Damit wollte er eine Gegenüberstellung von etwas
profanem (Pornoclips, Elefantendung) mit etwas als heilig erachtetem
(Jungfrau Maria) schaffen und dabei den Stereotyp der afrikanischen Frau
im Westen kritisch aufs Korn nehmen.
Der Künstler nigerianischer Abstammung mit katholische Eltern erklärte
seine Einstellung wie folgt It's about the way the black woman is talked
about in hip-hop music. It's about my religious upbringing, and confusion
about that situation. The contradiction of a virgin mother . . . I wanted to
juxtapose the profanity of the porn clips with something that's considered
sacred. It's quite important that it's a Black Madonna . . . It's about
stereotyping of the black female . . . It's about beauty. It's about caricature.
And it's about just being confused.”
Das Werk ist eine grossformatige Collage auf Leinen, die auf zwei Sockel aus
Lack-überzogenem Elephantendung steht, ähnlich wie sein Bild "No
woman, no cry". Es ist derzeit im Bestand des MoMA, gespendet von
seinem dritten Besitzer, dem Hedge-Fonds Manager Steve Cohen, der es
auf einer Auktion 2015 für $4.6 Mio erworben hatte und 3 Jahre lang sein
Eigen nannte. Er ist trustee des Museums, und spendete vor kurzem
zusätzliche $50 Millionen. Welch edler Wettstreit mit dem in Chicago
lebenden Hedge-Fonds-Manager Kenneth Griffin.
Politik, Kunst und Gotteslästerung sind ein explosives Gemisch. Die
Karikaturen Mohamets in der Satirezeitschrift Charlie Hebdo führten 2015
zu einem blutigen Terroranschlag in Paris bei dem 12 Menschen ums Leben
kamen.
No Wowan, No Cry