Zwischen Korsika und Brüssel
Legenden
Vignola (Korsika) Sep 2009
Brüssel
Im Jahr 2008 begann meine Aktivität als Experte für die European Commission*) in Brüssel. In
dieser Funktion besuchte ich 2009 das Projet MYRTE in Vignola auf Korsika. Es sollte
Sonnenenergie mittels Wasserstoff saisonal speichern (AREVA). Betraf also mein Fachgebiet.
Aber erst zu Brüssel. Schon beim Anflug sieht man das Atomium. Das architektonisch gewagte,
102 Meter hohe und 2400 Tonnen schwere Ungetüm aus 9 Stahlkugeln wurde für die
Weltausstellung 1958 errichtet, und sollte die friedliche Nutzung von Kernenergie
symbolisieren. Das Gebilde stellt aber nicht Urankerne sondern Eisenatome dar. Grund: das
Atomium wurde als Hommage an die damals prosperierende belgische Stahlindustrie
errichtet. Sein Erbauer war Gründungsmitglied der noch jungen Europäischen Gemeinschaft
für Kohle und Stahl ("Montanunion" 1951). Eine Legende also. Aus Eisen kommt keine Energie.
Bei dieser Gelegenheit begegnete ich auch im königl. Museum der schönen Künste das
Gemälde MaratsTod von J.-L. David. Die französische Revolution fraß bekanntlich ihre Kinder.
Marat war eines davon. J.-L. David stellte den Physiker, Arzt und Jacobiner kurioserweise in
der Badewanne dar, nachdem dieser von der Girondistin Charlotte Corday erstochen wurde.
Vom Gemälde gibt es zwei Fassungen die sich durch die Inschrift auf dem Holzblock
unterscheiden. In der Brüsseler Version verewigt sich der Künstler mit der Widmung "À Marat
David", während er in der Pariser Version (Louvre) dem Helden « N’ayant pu me corrompre, ils
m’ont assassi » in den Mund legt. Eine andere Legende?.
Das MYRTE Projekt in Vignola war davon nicht betroffen. Ob dort schon Wasserstoff produziert
wird, ist fraglich. Wieder eine Legende?
*) 2008-2016 FP7 Energy, FCH JTI bis Horizon 2020,
Brüssel
Marat
2009
Korsika
C+I+S+M