Dazu noch eine kleine Anekdote, welche die politische Situation der
Nachkriegszeit beleuchtet, mit all ihren nationalen Ressentiments.
Zur Erinnerung: Belgien wurde zu Beginn des zweiten Weltkrieges von
Deutschland überrannt, und es gab daher beim Bau des Atomiums
(1958) noch starke antideutsche Gefühle. Bei seiner Eröffnung war in
einer der mittleren Kugeln die Ausstellung der deutschen Eisen- und
Stahlindustrie untergebracht.
Als der damalige bundesdeutsche Wirtschaftsminister Ludwig Erhard
(Vater des deutschen Wirtschaftswunders) seinen Besuch ansagte,
war für seine Landsleute klar dass er die Kugel nicht zu Fuß erreichen
sollte, sondern mit dem Atomium-Lift, der normalerweise zur
obersten Kugel durchfährt ohne anzuhalten. Es wurde also von
deutscher Seite gebeten, dass der Lift für den mit Leibesfülle
gesegneten Minister in der Mittelkugel extra anhalte, damit dieser die
deutsche Schau bequem über eine Treppe erreichen könne. Dies
lehnte der Verwaltungsdirektor des Brüsseler Atomiums jedoch
ab. Die Gründe dafür ließ er im Ungewissen. Gewiss war nur dass er
noch am gleichen Tag seinen Posten räumen musste.
Ein weiterer collateral damage von WW2. K.Y. 2020
1958
Adenauer mit Erhard