Hundertwasser Müllverbrennungsanlage Spittelau
Kunstlobby für Mülltrennung
Bis heute stehen viele kopfschüttelnd vor Hundertwassers
Behübschungsaktion. Warum nur hat gerade Österreichs
berühmtester Öko-Künstler und Nachhaltigkeitsfanatiker dieser
„Dekoration einer Dreckschleuder“ zugestimmt? Das sieht und das
sah tatsächlich wie der Totalverrat an der Umweltbewegung aus.
Im Hintergrund aber hatte Hundertwasser Forderungen gestellt,
die nicht allgemein bekannt waren. Als ihn 1987 Wiens
Bürgermeister Helmut Zilk –übrigens ganz ohne Kommission oder
sonstige Feigenblätter –einlud das Fernwärmewerk Spittelau, also
die Müllverbrennungsanlage, architektonisch zu gestalten,
bestand er darauf, dass die Spittelau zumindest die „sauberste“
und modernste Verbrennungsanlage Europas werden sollte. Vor
allem aber forderte er dass in Wien ein Mülltrennungssystem
eingeführt werde. Was 1988 auch tatsächlich geschah –seither
und dank Hundertwassers künstlerischen Kompromisses wandern
heute also Flaschen zu Flaschen und Altpapier zu Altpapier. Guter
Deal. Die Wechselwirkung Politik-Kunst hat sich also positiv
ausgewirkt.