Hundertwasser Müllverbrennungsanlage Spittelau
Kunstlobby für Mülltrennung
Bis heute stehen viele kopfschüttelnd vor Hundertwassers
Behübschungsaktion. Warum nur hat gerade Österreichs
berühmtester Öko-Künstler und Nachhaltigkeitsfanatiker dieser
„Dekoration einer Dreckschleuder“ zugestimmt? Das sieht und das
sah tatsächlich wie der Totalverrat an der Umweltbewegung aus.
Im Hintergrund aber hatte Hundertwasser Forderungen gestellt,
die nicht allgemein bekannt waren. Als ihn 1987 Wiens
Bürgermeister Helmut Zilk übrigens ganz ohne Kommission oder
sonstige Feigenblätter einlud das Fernwärmewerk Spittelau, also
die Müllverbrennungsanlage, architektonisch zu gestalten,
bestand er darauf, dass die Spittelau zumindest die „sauberste“
und modernste Verbrennungsanlage Europas werden sollte. Vor
allem aber forderte er dass in Wien ein Mülltrennungssystem
eingeführt werde. Was 1988 auch tatsächlich geschah seither
und dank Hundertwassers künstlerischen Kompromisses wandern
heute also Flaschen zu Flaschen und Altpapier zu Altpapier. Guter
Deal. Die Wechselwirkung Politik-Kunst hat sich also positiv
ausgewirkt.
Hunderwasser blieb seiner grünen Gesinnung treu, als er in
den 1990er Jahren im steirischen Bad Blumau die bewaldeten
Dächer seiner Augenschlitzhäuser für das Wellness Hotel
Rogner entwarf Statt Wolkenkratzer Bodenkratzer), und
die Toilettenanlage Kawakawa auf der Neuseeländischen
Nordinsel (1999), seiner langjährigen Wahlheimat,
konstruierte.
Wen scherts da noch dass das Privatleben des
Müllverbrennungsanlagenbehübschers und Kitschproduzenten
weniger vorbildhaft war? Seine Tochter kann ein Lied davon
singen. Hinterließ der kommerziell erfolgreiche Künstler der
Pflichtteilberechtigten nach seinem Tod (2000) tatsächlich nur
Schulden?
Augenshlitzhaus Rogner Bad Blumau
Toilettenanlage Kawakawa