Van Gogh - Self Portrait Dedicated to Paul Gauguin
Giftgrün «entartete» Kunst zur Devisenbeschaffung
Die Idee, Selbstportraits unter Künstlerfreunden auszutauschen, hatte Van
Gogh als er 1888 nach Arles zog. Nachdem er Portraits von Emile Bernard
und Paul Gauguin bekommen hatte, widmete er das vorliegende Portrait
seinem Freund Gauguin, mit der Widmung “A mon ami Paul G” (in roter
Farbe unten links kaum sichtbar). Das war als sich die beiden noch gut
verstanden. Kurz danach kam es in Arles zum Streit in dem Van Gogh sein
linkes Ohrläppchen einbüsste, und Gauguin das Portrait seines Ex-Freundes
um bescheidene 300 Frs. Verkaufte.
Farblich ist das Gemälde insofern bemerkenswert, als Van Gogh einen
ungewöhnlichen Hintergrund in grün und ganz ohne Schatten wählte. Bei
dem Grün handelte es sich um das 1805 von einem Österreicher
erstmals hergestellte und im 19 Jhdt. sehr beliebte "Schweinfurter Grün"
(Pariser Grün), das wegen seiner Leuchtkraft auch von Gauguin (und
anderen) geschätzt wurde. Chemisch ist es Kupfer(II)-arsenitacetat der
Formel Cu(CH3COO)23 Cu(AsO2)2, also ein Doppelsalz, das Kupfer, Arsen
und das Anion der Essigsäure enthält. Da es toxisch ist, wurde seine
Verwendung bald verboten (daher der Name "giftgrün"). Fälscher
aufpassen! Das ebenfalls toxische Chromgrün verwendet Van Gogh nie.
Wie Farbanalysen zeigen, dienten Bleiweiß und Zinkweiß zum Aufhellen der
Grüntöne.
Das Gemälde wurde 1906 von Hugo Tschudi, dem ersten Käufer von
Werken französischer Impressionisten im Wilhelminischen Deutschland,
mittels Sponsoren für die Berliner Nationalgalerie erworben. Da er aber
vorher den Kaiser nicht um dessen Zustimmung gebeten hatte, und
dieser den französischen Künstlern äusserst kritisch gegenüberstand,
nahm Tschudi 1909 den Hut ... und den Van Gogh mit nach München
(damals noch Bayerisches Königsreich). Nach seinem Tod schenkte ihn
seine Witwe 1919 der dortigen Neuen Staatsgalerie. Wie viele andere
Bilder dieser Zeit wurde es 1938 von den Nazis als "entartete Kunst"
konfisziert, versteigert und zur Devisenbeschaffung ins Ausland
gebracht.
Die Versteigerung erfolgte im Juni 1939 während der Entartete Kunst
Auktion” im Luzerner "Grand Hotel National", wo tagelang unter den
anwesenden Kunsthändlern Schützenfeststimmung herrschte. Am
meisten brachte das Selbstbildnis Van Goghs ein. Es wanderte für rund
170 000 Schweizer Franken in die amerikanische Privatsammlung von
Maurice Wertheim, der es zusammen mit seiner Sammlung zu seinem
Tod 1950 dem Harvard Art Museum (Fogg) vermachte. Dort ist es heute
zu sehen. Da es von einem Staatlichen Museum (München) stammte,
musste es nicht restituiert werden.
Auktion Luzern (Hotel National) 1939
Präsentation des Van Gogh Portraits (re)