Boston/Cambridge/Maine USA 2007
Kunst an der Harvard Universität
2007
An die Harvard Universität zieht es nicht nur Wissenschafter. Auch Kunstinteressierte kommen dort
auf ihre Rechnung, genauer gesagt im Harvard Art (Fogg) Museum*). Als Chairmam einer Gordon
Research Conference on Metal-Hydrogen Systems im Colby College (Bundestaat Maine) konnte ich
dort bequem Halt machen und mir Van Goghs Grünes Selbstportrait zu Gemüte führen.
Das Gemälde hat eine bewegte Vergangenheit. Es wurde 1906 vom Schweizer Direktor der Berliner
Nationalgalerie Hugo von Tschudi mittels Sponsoren erworben. Da er aber vorher den Kaiser nicht um
dessen Zustimmung gebeten hatte, und dieser den Künstlern in Frankreich äusserst kritisch
gegenüberstand, nahm von Tschudi 1909 den Hut ... und den Van Gogh mit nach München (damals
noch Bayerisches Königsreich). Nach seinem Tod schenkte ihn seine Witwe 1919 der dortigen Neuen
Staatsgalerie.
Wie viele andere Bilder dieser Zeit wurde es 1938 von den Nazis als "entartete Kunst" konfisziert,
versteigert (1939 in Luzern) und zur Devisenbeschaffung ins Ausland geschafft. Da es von einem
Staatlichen Museum (München) und nicht von einer privaten Person stammte, musste es vom Käufer
nicht restituiert werden. Ein herber Kunstverlust für Deutschland, geschuldet einer zweifach
schädlichen Einflußnahme von Politik auf Kunst.
Bei allem Bedauern unterstreicht dies zumindest den Stellenwert den künstlerische Aktivitäten im
Leben aufgeklärter Menschen haben können.
*) Harvard ist die reichste Universität der USA. Sie finanziert sich durch eine Stiftung die es reichen Gönnern (oder Alumni) erlaubt,
steuerschonend Beiträge zum Universitätsbudget zu leisten, eine in Europa wenig kultivierte Form der nichtstaatlichen
Kunstförderung.
Boston 2007
Hugo von Tschudi