Ein Jahrzehnt später mutet dieser Preis schon wieder bescheiden an, v.a.
wenn man ihn mit den inzwischen erzielten 450 Mio $ eines Salvator
Mundi vergleicht. Kehrseite derartiger Rekordsummen ist, dass öffentliche
Sammlungen noch seltener Werke von bekannten Künstlern erwerben
können, und dass die Versicherungsprämien derartiger Werke
astronomisch ansteigen.
Interessant bei dieser Skulptur ist auch, wie der sehr eigenständige Stil
Giacomettis von verschiedenen Kunstkritikern und Kuratoren je nach
Zeitperiode entweder Einflüssen von Germaine Richier, ägyptischer Kunst
oder den Etruskern zugesprochen wird. Leider kann der Künstler zu
solchen Vereinnahmungen keine Stellungnahme mehr abgeben.
Insbesondere der häufig zitierte Vergleich mit der etruskischen Bronze
"Ombra della Sera” (Volterra, 3. Jahrhundert v. Chr.) würde ihm vermutlich
wenig Freude bereiten. Er mag zwar für Giacomettis zeitgleich geschaffene
"Grande Femme debout" gelten, nicht aber für den "L'Homme qui
marche". Erstere ist immobil, wie im Werk der Etrusker, während letzterer
geht. Die Behauptung, Giacometti habe mit diesen Skulpturen
unterschiedliche Verhaltensweisen von Mann und Frau thematisieren
wollen, würde ihm vermutlich ebenfalls wenig Freude bereiten. Gefreut
hätte er aber sich darüber, dass seine Plastik "L’Homme qui marche" einige
Jahrzehnte später in vier verschiedenen Perspektiven auf der Rückseite der
100 Fr Banknote abgebildet ist, und damit in jedem Wechselbüro
bewundert werden kann.
Ombra delle sera li
Gde Femme debout re