Kees van Dongen - Portrait de Daniel-Henry Kahnweiler
wie ein «Fauve» seinen Galeristen sieht
Kahnweiler
Petit Palais (Genève)
Abgesehen von der Tatsache dass beide, Förderer und
Gefördeter, relativ alt wurden - Kahnweiler 95 und van Dongen
91 - und sich van Dongen zumindest anfangs Kahnweilers
Wertschätzung erfreute, hatten beide Männer nicht viel
gemeinsam.
Van Dongen war ein Abenteurer der sowohl das einfache
Künstlerleben in Montmartre (Bateau-Lavoir), als auch das
mondänere Leben in Kreisen des Montparnasse genoss, wenig
künstlerische (und moralische) Prinzipien hatte - er folgte ohne
zu zögern 1941 einer Einladung der Nazis nach Deutschland,
während Kahnweiler gesellschaftlich ein zurückhaltender, fast
introvertierter Mensch war, Gegner der Nazis, sachlich,
gebieterisch, hart in beruflichen Dingen, altmodisch und stolz,
der klare Vorstellungen von dem hatte was er sich unter Kunst
der damaligen Avantgarde vorstellte.
So kam es, dass sich beide schon nach kurzer Zusammenarbeit
beruflich trennten, aber dennoch im Kontakt blieben. So
verkaufte Kahnweiler weiterhin Van Dongens Gemälde, auch
wenn er als Deutscher teilweise dazu gezwungen wurde,
nachdem seine Sammlung zu Beginn des ersten Weltkriegs von
Frankreich beschlagnahmt und im Auktionshaus Hôtel Drouot in
Paris zwangsversteigert wurde.
Das Portrait in Genf entstand zur Zeit, als Kahnweiler in Paris
Fuss fasste (1907-08) und den wenig bekannten van Dongen
unter Vertrag nahm. Das Porträtieren eines Galeristen und
Händlers, der seinen Künstler unter die Fittiche nahm war
schon damals Usus.
Ungewöhnlich hingegen erscheint die Ausführung des Portraits.
Zweifärbig rot-schwarz mit Schnauzbart und Haarmähne,
ernstem Gesichtsausdruck und zu Boden blickende Augen mit
überlangen Wimpern. Es erscheint wie eine Karikatur des erst
23-jährigen Kahnweilers. Dennoch hing das Gemälde in seinem
Speisezimmer, wie in der Biographie von Pierre Assouline
beschrieben.
Naja, Kahnweiler musste sich kurz danach noch an ein ganz
anderes Portrait gewöhnen;-)
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