Krakau
2006
Die Financial Times veröffentlichte im Okt. 2015 einen Artikel der in Wien für einige Irritation
sorgte. Es wurde der Verdacht geäussert, dass das Gemälde Kampf zwischen Fasching und Fasten
von Pieter Brueghels d.Ä. im KHM jenes Werk sei, das während des Nazi-Regimes 1939 aus dem
National Museum in Krakau verschwand.
Vom Gemälde gibt es tatsächlich zwei Fassungen. Eine in der Größe von 116 × 162 cm war im
Besitz des Sammlers Ursyn Rusiecki Stanisław, der sie 1937 dem Nationalmuseum in
Krakau vermachte. Von dort sei es vom deutschen Gouverneur Otto Wächter entwendet worden.
Diese Kopie ist verschwunden und von ihr existierten nur mehr Fotos. Die Wiener Fassung hat die
ähnlichen Abmessungen von 118 ×165 cm.
Eilig durchgeführte Durchleuchtungen und spektrokopische Untersuchungen der Wiener Fassung
mit Infrarot- und Röntgenstrahlung brachten ein überraschendes Detail zu Tage. Eine übermalte
Leiche schaut mit weit geöffneten Augen und schreckerfülltem Gesicht aus der imaginären
Wäsche. In der Krakauer Fassung wurde die Leiche nicht übermalt.
Der angesagte Disput zwischen polnischen und österreichischen Institutionen fand also nicht statt.
Bleibt der schale Nachgeschmack, dass in Restitutionsfragen die Nerven noch immer blank liegen,
und Meldungen dieser Art von Medien nur allzu dankbar, aber oft ungerechtfertigt, aufgegriffen
werden.
Fake news bei wertvollen Kunstwerken fallen auf besonders fruchtbaren Boden. Da die Krakauer
Version noch immer verschollen ist, kann man sich auf weitere Überraschungen gefasst machen.