Zurich 2003
2003
Céline entschied sich für einen Job bei Accenture in Zürich. Mein Besuch bei ihr erlaubte mir
einen Blick ins dortige Landesmuseum. Es besitzt ein Fresko von Ferdinand Hodler (1900) das
einen wichtigen Moment der Schweizer Geschichte darstellt.
Bekanntlich verlor die Schweiz 1515 die Schlacht von Marignan (1515) gegen die Franzosen
unter Franz I., was manche Historiker als Auslöser für die Neutralitätspolitik des Landes
erachten. Im Gegensatz zu den Gemälden Fragonards zu dieser Schlacht fern der Realität,
zeigt Hodler den Schweizer Rückzug näher der Wirklichkeit. Er lieferte keinerlei
Beschönigung der Niederlage, wie man es für ein damaliges Historienbild erwarten konnte.
Im Gegenteil, Hodler entschied sich den Rückzug der schwer angeschlagenen Eidgenossen so
darzustellen, wie er vermutlich war, brutal, mit schwer verletzten Kriegern, zerrissener
Kleidung und schmerzverzerrten, blutenden Gesichtern.
Eine Metapher von Hodlers teuer erkämpften neuen Kunstauffassung eines Historienbilds?
Möglich. Hodler war ähnliche Kämpfe von früher gewohnt. Er ging ihnen nie aus dem Weg.
Sie erhöhten seinen Bekanntheitsgrad, was ihm vermutlich nicht unangenehm war.
In eine ähnliche Kerbe schlug wenig später (1908) auch Albin Egger-Lienz mit seinem
Totentanz von Anno Neun.
Die historische Wahrheit fanden beide zumutbar.
Historienbilder schreiben Kunstgeschichte wenn sie der Wahrheit verpflichtet sind.
Egger-Lienz