2003
Anfang Juli 2003 waren wir in Linz an der ICSCT Tagung*), und machten einen Sprung nach Wien
zur Parmigianino Ausstellung im KHM. Dort wurde ein Hl Hieronymus gezeigt und mit höchstem
Lob der Kunstexperten überschüttet.
Als die kleine Öltafel 9 Jahre später (2012) in New York versteigert werden sollte, hob Sotheby’s
im Auktionskatalog hervor, dass „die besonders hohe Qualität, technische Virtuosität und
emotionale Intensität des heiligen Hieronymus“ das Bild „als ungewöhnlich feines Beispiel“ des
norditalienischen Manierismus auszeichneten.
Alles falsch, wie sich herausstellen sollte.
Forensiker wiesen an mehreren, explizit nicht von Restauratoren zuvor retuschierten Stellen,
entnommenen Proben, das synthetische Grün-Pigment Phthalocyanin nach. Die kommerzielle
Produktion dieses Pigments begann jedoch erst im 20. Jahrhundert.
Ein Werk des 20ten Jahrhunderts also. Der mutmaßliche Fälscher/Auftragsgeber war ein
gewisser Giulano Ruffini (oder seine rechte Hand Lino Frongia), der bei Kunstexperten schon
bekannt und gefürchtet war.
Fazit: ohne eingehende wissenschenschaftliche Analysen können sich selbst anerkannte
Kunsthistoriker (und Auktionshäuser) irren. Bleibt die Frage: wer ist der «begnadete» Maler, der
in den letzten Jahren fast die gesamte Fachwelt an der Nase herumführte?
*) International Conference on Solid Compounds of Transition Elements. Das Foto zeigt uns in Begleitung von Wolfgang und
Isli Jeitschko (ganz re und ganz li), und von Evelin Boller (Mitte), Frau des Organisators Herbert Boller der Konferenz und
ehemaliger Saalassistent während meiner Diss in Wien.
Linz/Wien 2003