Bibliothèque Nationale de France (BnF)
Paris 2004
Es ist nicht allgemein bekannt dass die Bibliothèque Nationale de France (BnF) in Paris auch
Kunstwerke in Form von Buchmalereien, Lithographien, u.a. beherbergt.
Eines dieser Kunstwerke ist Marco Polos Livre des merveilles. Es ist ein reich verziehrtes Buch das
u.a. beschreibt wie Handelskarawanen am Ende des Mittelalters über die Seidenstraße Gewürze
quer durch die arabische Halbinsel und auf Handelsschiffen nach Venedig brachten. Die hier
abgebildete Seite beschreibt eine Pfefferernte in Kerala, in der die Arbeiter - den europäischen
Vorurteilen entsprechend - mit Affengesichtern dargestellt sind. Die Verbreitung des Buches war
begrenzt, denn die Buchdruckerei war noch nicht erfunden.
Ein anderes Kunstwerk ist eine Karikatur von Honoré Daumier mit dem vielsagenden Titel
Gargantua. Sie war als Kritik der Politik von Louis-Philippe Ier, dem "Bürgerkönig" der Julimonarchie
gedacht und erfuhr als Lithographie große Verbreitung. Auch ohne Titel ist klar dass Gargantua
der unersättliche Fresser und Säufer im Roman von François Rabelais - mit dem König verglichen
wird. Die Zeichnung ist zwar nicht schmeichelhaft, hat aber künstlerischen Wert. Daumier wanderte
dafür kurz ins Gefängnis.
Auf den Fotos stehen Brigitte und ihre Busenfreundin Marie-Thérèse vor dem BnF Gebäude das
1995 von Dominique Perrault entworfen wurde. Ich stand vor der Opéra Garnier und war als frisch
gebackener professeur invité auf dem Weg zu Pr. Michèle. Gupta, Universté Paris-Sud, Orsay, meine
Aufwartung machen. So hatte jeder das seine.
Kunst als fragwürdiges Vehikel zur Verbreitung von Vorurteilen, oder als legitimes Medium zur Kritik
von Machthabern, die Wahl liegt beim Künstler und beim Leser.
Paris März 2004
2004