Hanzhou/Shanghai
1998
Alte Vase, neuer Reichtum
Hangzhou
1998
Die Teekapitale Hangzhou 200 km südlich von Shanghai ist exklusiver Ferienort der chinesischen
Bonzen. Zur dortigen Metallhydrid Konferenz 1998 gelangten wir über das stinkende Shanghai. Über
Hangzhou selbst lag ein betörender Duft von Osmanthus. Damals war diese Pflanze in Genf noch
schwer auffindbar. Heute zieren einige Sträucher davon unseren Garten.
Seit unserem Pekingbesuch 1993 hatte sich nicht viel geändert, zumindest politisch. Deng war weg, und
Zemin wurde nicht müde zu erklären, dass die Demokratie für China die ungeeignetste Staatsform sei.
Parteigründer werden also weiterhin ins Gefängnis gesteckt.
Während meiner Predigt absolvierte Brigitte das Damenprogramm, erfeilschte eine Perlenkette und
reservierte über ihr Handy ein Hotelzimmer in Shanghai. Vorher gingen wir noch auf die obligate
Tempeltour und erfuhren, dass 1943*) das Jahr des Widders, und 1949*) jenes der Ratte war. Igittigitt.
Bezeichnend für den Pragmatismus der Chinesen: um für das Abschlussbankett rasch an Fische zu
kommen, wurde kurzerhand der Hotelsee ausgelassen und die Fische händisch eingesammelt. Gerädert
vom 20-gängigen Gericht ließen wir uns von der Bahn nach Shanghai karren. In der sogenannten soft
seat Klasse, um Kontakt mit Hühnern und anderen Tieren zu vermeiden. Den Ausdruck erste Klasse
gibts natürlich nicht.
In Shanghai gab es einen Antique Markt nahe unseres Mandarin Hotels. Dort wurde Brigitte wie schon
so oft vor einer mehr oder weniger antiken Keramikvase schwach, und nach mutigem und
wiederholtem Weggehen durch eine substanzielle Preisreduktion belohnt. Mir blieb das Privileg die
Vase am Schoss im Fluzeug heim zu befördern. Export von “antiken” Vasen war damals noch erlaubt.
*) unsere Geburtsjahre
Osmanthus