Grenzen des Verstands
Irsee-München
1995
Paul Klee Grenzen des Verstands begegnete ich 1995 in der Pinakothek der Moderne In München.
Vorwand war eine Einladung zur Gordon Konferenz über Solid State Chemistry in irsee im Allgäu.
Die Einladung nahm ich gerne an, denn ich wollte schon lange die Überschreitung vom
Nebelstein auf den Grossen Daumen (Hindelanger Klettersteig) wagen (Talort: Oberstdorf). Ich
erfuhr erst bei der Abfahrt aus Irsee, dass wir in einem ehemaligen NS-Euthanasiekloster
untergebracht waren.
Zu Klees Grenzen des Verstands: Was wollte der Künstler mit seiner Strichkonstruktion und der
Sonne darüber ausdrücken? Zahlreiche Kunsthistoriker haben diese Frage mehr oder weniger
langatmig beantwortet, fanden aber im Wesentlichen nur die lang bekannte Binsenweisheit
bestätigt: mit dem Verstand alleine kann man der Kunst und den letzten Wahrheiten des Lebens
nicht beikommen.
Damals war sein Gemälde noch zugänglich. Heute wird es nicht mehr ausgestellt, vermutlich weil
es mittlerweile als Raubkunst gilt, und von den Erben des deutschen Sammlers jüdischer
Abstammung Alfred Flechtheim zurückgefordert wird.
Pablo Picassos Mme Soler in der Neuen Pinakothek ist ein ähnlichder Fall. Das Gemälde war
damals zugänglich, die Erben nach Mendelsohn-Bartholdi forderten es aber zurück. Wie so oft
zieren sich die Bayern. Sie finden dass es sich "nicht um NS-verfolgungsbedingt entzogenes
Kulturgut handelt”, und damit basta. So geht’s auch.
Die Grenzen des Verstands manifestieren sich offenbar auch über andere Kanäle.
Irsee
Mme Soler
1995