Gustav Klimt - Bildnis Adele Bloch Bauer I und II
Ein dunkles Kapitel der österreichischen Kulturpolitik
I
II
Eine traurig-blamable Geschichte für das Kulturland Österreich. Da
hingen seit Ende des zweiten Weltkriegs zwei seiner bekanntesten Klimt
Werke im Schloss Belvedere, und als diese 1998 als Raubkunst anerkannt
wurden, wurden sie von der Republik erst nach langem Rechtsstreit 2006
an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückgestellt, wobei auf den Rückkauf
der Gemälde trotz günstigem Angebot verzichtet wurde. Seitdem
müssen Kunstliebhaber zur Besichtigung des einen Gemäldes (Adele
Bloch-Bauer I) nach New York pilgern, und für das andere (Adele Bloch
Bauer II) nach China.
Wie es dazu kam, ist rasch erzählt. Adele Bauer (1981-1925), Tochter
eines Wiener Bankdirektors, heiratete 1899 den Zuckerfabrikanten
Ferdinand Bloch. Beide nannten sich von da an Bloch-Bauer. Sie gehörten
zum jüdischen Großbürgertum von Wien, und Gustav Klimt gehörte den
Künstlern, die das Ehepaar förderte. Adele saß ihm mindestens zweimal
Modell, einmal für das 1907 entstandene Gemälde Adele Bloch-Bauer
I(„Goldene Adele“) und dann 5 Jahre später für die 1912
entstandene Adele Bloch Bauer II ("Bunte Adele"). Sie war das einzige
Modell, das der Maler zweimal porträtierte, allerdings in komplett
verschiedenen Stilen.
Beide Gemälde hingen zunächst in Bloch-Bauers Wohnung in Wien 4.,
Schwindgasse 10*), später in der Elisabethstraße 18, und von 1918 bis 1921
als Leihgabe in der Öster. Staatsgalerie im Belvedere. Es war der
testamentarische Wunsch Adeles (+ 1925) sie dort zu lassen. Nach dem
Anschluss im März 1938 flüchtete Ferdinand nach Zürich und sämtliche
seiner Vermögenswerte wurden vom Staat beschlagnahmt. Er starb kinderlos
1945 nachdem er zuvor die Schenkung widerrufen hatte. Die Bilder blieben
trotzdem im Belvedere.
Im November 1998 erhob Bloch-Bauers Nichte, Maria Altmann, wohnhaft in
Los Angeles, offiziell Anspruch auf die beiden Gemälde (neben drei anderen
Klimt Bildern). Nachdem eine Restitution im Jahr darauf (Juni 1999)
abgelehnt wurde, brachte sie, zusammen mit anderen Erben nach Bloch-
Bauer, im Herbst des gleichen Jahres in Wien eine Klage ein. Aufgrund der
drohenden Gerichtsgebühren (1.2% des Gemäldewertes, also ca 1,6 Mio. $)
wird die Klage jedoch fallen gelassen und vom Anwalt Randol Schoenberg
(Enkel des Komponisten Arnold) nach Los Angeles in die USA verlagert. Die
Republik Österreich bestritt zwar die Zuständigkeit eines US-Gerichts, dem
widersprach aber das US-Höchstgericht. Die Parteien einigten sich daraufhin
noch vor der ersten Verhandlung auf ein Schiedsverfahren in Österreich. Im
Jänner 2006 spricht sich das Schiedsgericht für eine Rückgabe aus.
*) direkt gegenüber der Wohnung von Marie-Thérèse, Schwindgasse 15
Man sollte meinen dass die österreichischen Behörden spätestens zu
diesem Zeitpunkt Anstrengungen unternommen hätten, um die beiden
Adele-Bilder im Land zu behalten. Weit gefehlt. Die Schüssel II Regierung
und ihre zuständige Ministerin (Elisabeth Gehrer, von Beruf
Handarbeitslehrerin) verzichtete trotz gutem Preisangebot auf den
Rückkauf. Ein schwerer Schnitzer. Im Februar 2006 war es so weit. Die
Bilder wurden aus dem Depot der Österreichischen. Galerie geholt und
nach Los Angeles gebracht.
Dann ging es Schlag auf Schlag. Adele Bloch-Bauer I ging nur einige
Monate später für 135 Mio $ über einen Privatverkauf an die Neue
Galerie von Ronald Lauder in New York, und Adele Bloch-Bauer II wurde
im November 2006 bei Christie’s für 88 Mio Dollar von US-Moderatorin
und Medienunternehmerin Oprah Winfrey ersteigert. Diese stellte es
2014 dem New Yorker MoMA als Dauerleihgabe zur Verfügung,
verkaufte es aber 2017 für $150 Mo $, also mit einem satten Gewinn
von ca 60 Mio $, an einen unbekannten Sammler nach China. Unter uns
gesagt: die Bunte Adele ist sowieso viel höher zu bewerten als ihr
goldenes Homonym.
Der Fall wurde von der Universität Genf juridisch aufgearbeitet ("Six
Klimt paintings Maria Altmann and Austria". Einziger positiver Aspekt:
die causa führte zur Anwendung des längst überfälligem
Kunstrückgabegesetzes in Österreich. Eine der treibenden Kraft dahinter
war der österr. Journalist Hubertus Czernin.