Konrad Witz Der wunderbare Fischzug
... am Genfer See, 1444 datiert und signiert
Das im Genfer MAH gezeigte besitzt eine Kostbarkeit. Sie stammt vom Basler
Künstler Conrad Witz, der 1444 vier Holztafeln für den Petrusaltar in der Genfer
Kathedrale St. Pierre anfertigte. Eine der Tafeln wurde als „La Pêche miraculeuse
bekannt. Das war noch vor Calvin.
Die gezeigte Landschaft ist eindeutig dem Genfer See zuzuordnen. Witz verlegte
offenbar den Fischzug vom See Genezareth an den an den Petit Lac am westlichen
Ende des Genfer Sees. Erkennbar ist das Massiv Les Voirons links, der Môle in der
Mitte vor dem schneebedeckten Mont Blanc und der Petit Salève rechts.
Wie im Evangelium beschrieben geht Jesus (im roten Mantel) auf dem Wasser und
Petrus versucht im Wasser zu ihm zu gelangen, während die Apostel das Netz
einholen. Auffallend sind die durch die Refraktion an der Wasseroberfläche
verformten Beine von Petrus, ein Detail das in solcher Klarheit in der
Kunstgeschichte erstmals erschien. Interessant auch die Häuser am See welche
damals noch auf Holzpfosten standen, und die aus dem Wasser aufsteigenden
Luftblasen der Fische mit Lichtspiegelung. Spätere Gemälde mit diesem Thema
zeigen keine solchen Details.
1444
Fische
Warum hat Witz das Geschehen vom See Genezareth nach Genf
verlegt? Die Antwort liegt auf der Hand. Auftraggeber des Altars war
Felix V, letzter Gegenpapst der katholischen Kirche. Nachdem er am
Konzil von Basel gewählt wurde, residierte er zumindest zeitweise im
Bistum Genf. Das Gemälde verweist offenbar auf Genf als päpstliche
Residenzstadt.
Interessant auch, dass das Werk datiert und signiert ist, was damals
eher unüblich war. Die Signatur von Witz wurde erst 1897 auf dem
Originalrahmen entdeckt. Drauf ist zu lesen: Dieses Werk malte
Meister Konrad Witz aus Basel 1444 (Im lateinischen Original hoc
opus pinxit magister conradus sapientis de basilea anno MCCCCXLIIII.
Derartig ausführliche Signaturen erschienen erst viel später.
Weniger als 100 Jahre nach seiner Erschaffung wurde der Mittelteil
des Altars in Genf im Zuge des reformatorischen Bildersturms zerstört
(1535) . Der Fischzug war eine der zwei Tafeln die überlebten.
Schliesslich erfuhr das Gemälde auch Wertschätzung aus Rom.
Anlässlich des Besuchs von Papst Franziskus 2018 in Genf schenkte
ihm Bundespräsident Alain Berset eine Reproduktion des Gemäldes.