Zurück zum Bild Marie-Antoinettes. Es wurde bis vor kurzem von allen Kunsthistorikern, die
ihren Namen verdienen, ihr zugeordnet, und erscheint in allen derzeitigen Kunstbüchern unter
ihrem Namen.
Dies stellt sich nun als ein historischer Irrtum heraus, denn kürzlich (2025) zeigte eine
Kunsthistorikerin aus Oxford (!)*) dass das Bild Marie-Antoinettes mit jenem von Marie-
Caroline verwechselt wurde**). Und dies mindestens seit 1947, als die Bilder ins Inventar des
MAH Genève gelangten.
Peinlich für alle Beteiligten, inklusive für die noch lebenden Habsburger, denen die
Verwechslung mehr als 70 Jahre lang nicht auffiel.
Unabhängig davon erinnern diese Bilder aber an die zahlreichen Berührungspunkte zwischen
den damaligen Höfen in Wien und Paris, vermittelt durch einen Genfer Künstler französischer
Abstammung (Liotards Eltern mussten als Hugenotten 1685 nach der Aufhebung des Edikts
von Nantes durch den Sonnenkönig fliehen).
Gemeinsamkeiten jüngeren Datums zwischen Wien und Genf sind die Kanonen in der Altstadt
von Genf, die nach der Befreiung der Stadt durch den Österreicher Ferdinand von Bubna und
Littitz im Februar 1814 die Reise nach Wien, und 1815 wieder zurück nach Genf antraten,
sowie ein Einschussloch der österreichischen Artillerie am 28 Juni 1815 im Genfer Vorort
Carouge während der Napoleonischen Wirren.
Auch unter Freunden schenkt man sich nichts.
Canons à Genève
*) Catriona Seth
https://www.ox.ac.uk/news/2025-10-09-new-research-finds-defining-childhood-portrait-marie-antoinette-really-her-sister
**) https://www.bilan.ch/story/marie-antoinette-le-mah-de-geneve-corrige-une-erreur-historique-359657441888
https://www.derstandard.at/story/3100000291920/dieses-beruehmte-portraet-von-marie-antoinette-zeigt-eigentlich-ihre-schwester?ref=seite1_entdecken
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