Heute ist das Gemälde der Star des Mauritshuis in Den Haag und eines
der am besten erforschten Gemälde. Davon profitieren nicht nur
Museengänger, sondern auch solche die das Bild nicht vor Ort sehen
können. Es stehen nämlich Bilder von unerhörter Qualität und
höchster Auslösung zur Verfügung, die jeder Interessierte via Internet
studieren kann. In manchen Grossaufnahmen des Farbauftrags sieht
man jeden Riss der Alterung, so als ob man das Bild unter dem eigenen
Mikroskop hätte.
Man betrachte nur die Augen, den Mund, den blauen Turban und die
Perle. Manche dieser Großaufnahmen können als als störend
empfunden werden, etwa jene von den Lippen und Umgebung, weil
dadurch der Blick auf das Ganze verloren geht was wiederum zeigt
dass man Gemälde aus einer Mindestentfernung betrachten muss, um
ihre volle Wirkung zu erfassen. Abbildungen auf dem Bildschirm
ersetzen also keineswegs einen Museumsbesuch, vor allem wenn es
um die unverfälschten Widergabe von Farben geht.
Nahaufnahmen sind aber wichtig für wissenschaftliche
Untersuchungen, etwa um die Natur des herrlichen Blaus zu erfassen
(es besteht aus dem teuren Lapislazuli so wie jenes in Vermeers
Milchmädchen), oder jene des dunklen Untergrunds (er enthält
Beinschwarz von Kühen), oder jene der weissen Stellen durch die
Vermeer multiple Lichtreflexe aufs Bild zauberte, etwa auf der Perle,
den Augen, und der Unterlippe. Sie bestehen aus Bleiweiss.