Rembrandt van Rijn - Selbstporträt mit
aufgerissenen Augen und Barett
Hat er oder hat er nicht? Eines seiner ca 80 selfies
Die ausdrucksstarken Selbstporträts von Rembrandt geben Künstlern und
Kunsthistorikern bis heute Rätsel auf: wie war es dem Meister des 17. Jhdts. möglich,
seine Gefühle so realistisch auf die Leinwand zu bringen? 2001 formulierten der
Maler David Hockney und der Optik-Professor David Falco den Verdacht, dass sich
Rembrandt dabei mit Spiegeln und Linsen half. Dies geschah folgendermaßen: der
Künstler stand in ca zweifacher Entfernung der Brennweite eines konkaven Spiegels
welche der Summe der Distanzen zwischen diesem und dem Flachspiegel, und
zwischen diesem und der Projektionsfläche (Malgrund) entspricht. Für Portraits in
Lebensgröße eigneten sich am besten Spiegel mit 10 cm Durchmesser und einer
Brennweite von 100 cm. Ein konkaver Spiegel mit grösserem Durchmesser ergab eine
grössere und detailliertere Projektion. Derartige Spiegel standen Rembrandt
wahrscheinlich zur Verfügung. Als Alternative zum konkaven Spiegel eignete sich
vermutlich auch eine Linse über einem Flachspiegel mit demselben Durchmesser.
Diese Technik würde auch Rembrandts „Chiaroscuro“ Gestaltungsmittel (Hell-
Dunkel-Malerei) erklären, da es den Beleuchtungserfordernissen solcher
Projektionen entsprach. Optischer Strahlengang
Das kleinformatige Blatt Selbstporträt mit aufgerissenen Augen und Barett
gehört zu einer Reihe von Selbstbildnissen, die Rembrandt vermutlich mit
dieser Technik anfertigte um verschiedene Gesichtsausdrücke und Gefühle
abzubilden: lachend, die Stirn runzelnd, staunend mit aufgerissenem Mund.
Die Bilder sind weniger Selbstbildnisse als Ausdrucksstudien, die dem
Künstler und seinen Schülern als Vorlagen für die Darstellung von
Leidenschaften und Gefühlen in biblischen und mythologischen Historien
dienten. Auch Johannes Vermeer könnte weinige Jahre später die ähnliche
Technik der camera obscura verwendet haben, .
Heute wissen wir dass Rembrandt zumindest die Möglichkeit hatte, Spiegel
und Linsen zu verwenden, ob er es tatsächlich tat, ist aber nicht belegt.
Einige kritische Studien bestreiten dies vehement. Auch ist unklar ob es zu
Rembrandts Zeit überhaupt schon Flachspiegel anders als aus Metall gab.
Am besten selbst ausprobieren. Selfies zu machen ist inzwischen leichter
geworden. Rembrandt machte insgesamt achzig davon.
Abzüge dieser Kaltnadel Radierung (eau forte) findet man nicht nur in
Holland (Rijksmuseum, Amsterdam) sondern auch in der Schweiz (Jenisch
Museum Vevey) und Deutschland (Kunsthalle Bremen, Germanisches
Nationalmuseum Nürnberg).
1630
Der Müllerssohn mit Lockenkopf: Für sein
Selbstporträt (ca. 1628) kam Rembrandt auf
die damals unerhörte Idee, das Licht von
hinten einzusetzen; wegen der Spiegel?