Jasper Johns Flag 1958
Stars & Stripes in Enkaustik
Muss Kunst Inhalte vermitteln?
Enkaustik ist eine Heißmaltechnik bei der die Pigmente in Wachs, anstatt in
Öl gebunden sind. Die Technik stammt aus der griechisch-römischen Antike,
wie die ägyptischen Mumienportraits in Fayoum zeigen. Sie ist zwar
aufwändiger als die Ölmalerei, dafür aber langlebiger. Jasper Johns
verwendete sie bereits in jungen Jahren. Sie hatte für ihn den Vorteil dass
das Malmedium rascher trocknete und die Pinselstriche bzw.
Spachtelspuren in ihrer grossen Variabilität sichtbar blieben. In manchen
Flag-Versionen (etwa jener im MoMA) kann man die darunterliegende
Collage aus Zeitungspapier durchscheinen sehen, was dem Betrachter
zusätzliche Sichtpunkte bietet.
Jasper Johns Flaggen wurden zu Ikonen. Er malte davon eine ganze Serie
(über vierzig). Die im MoMA schuf er 1954/55 und die hier abgebildete
1958. Letztere hing ursprünglich im SFMoMA als Leihgabe des Alt-Österreich
stämmigen Herausgebers Jean-Christophe Castelli (Leo Castelli-flag). Heute
gehört sie dem Hedgefonds Manager Steven A. Cohen der 2010 dafür
atemberaubende 110 Mio $ hinblätterte. Man ist vaterländisch oder man ist
es nicht. Das war aber durchaus nicht die Absicht von Jasper Johns. Eine
patriotische Aussage seien die Fahnen nie gewesen, stellt der Künstler
später klar. Nur praktisch. "Ich musste das Motiv nicht mehr entwerfen».
MoMA 1954/55
1958
Steve A Cohen