Im Amsterdamer Rijksmuseum ist nicht nur Rembrandts Nachtwache ein Hingucker.
Amüsant bei meiner Maturareise 1961 fand ich auch Hendrick Avercamps
detailreicher Winter Landschaft mit Eisläufern. Das Öl-auf-Eiche-Gemälde enthält pikante
Szenen aus dem täglichen Leben Flanderns während der ”Kleinen Eiszeit”*). Manche
stechen ins Auge, wie etwa die beiden Personen, die sich im Bild links mit nackten
Hintern erleichtern, oder der Mann in der Bildmitte, der an den Baum pinkelt**). Andere
sind weniger leicht auszumachen, wie etwa das Pärchen beim Schäferstündchen im Heu
(Obergeschoß des Hauses vor der Kirche li. im Bild). Ein gruseliges Detail ist der Kadaver
des erfrorenen Pferdes (li unten), an dem sich Hunde und Krähen gütlich tun.
Signiert hat der taubstumme Avercamp sein Bild diskret auf der Fischerhütte rechts im
Bild. Für damalige Verhältnisse ungewöhnlich.
Nur 14 Jahre später (1975) machte ich mit frisch gegründeter Familie in der Nähe Urlaub
(Haamstede auf der Insel Schouwen), und 46 Jahre später (2007) genoß ich die Vorteile
meines reiseintensiven Berufs in Egmond aan Zee.
Es begann sich bei mir also über die Jahre ein gewisses Talent abzuzeichnen, Angenehmes
(Kunst) mit Nützlichem (Beruf) zu verbinden. Auch gewöhnte ich mir an, manche
Gemälde genauer zu betrachten, denn Internet lieferte noch nicht Bilder hoher
Auflösung. Nur bei den Farben ist man vor Ort meist besser dran.
*) Letzes Viertel des XVI. Jahrhunderts
**) punktierte Kästchen im Bild anklicken.
Amsterdam 1975
1961
Haamstede 1975
Amsterdam 1961
Egmond 2007